Milchkühe wurden in den letzten Jahrzehnten immer größer. Dahinter steckt eine recht einfache Faustformel: Eine große Kuh hat dank ihrer hohen Pansenkapazität eine enorme Grundfutteraufnahme – und liefert damit eine bessere Milchleistung bei stabilem Stoffwechsel. Je größer die Kuh, desto besser also die Milchleistung. Was so einfach klingt, hat allerdings auch einen Nebeneffekt: Ein größeres Tier benötigt mehr Platz im Stall.

Neben den Laufflächen muss deshalb auch die Liegebox der Kuh ausreichend Raum bieten. Ein einfaches „Je mehr, desto besser“ ist aber nicht die perfekte Lösung – vielmehr gilt es die optimale Größe zu finden, um gesundes Liegen und wirtschaftliche Boxengestaltung in Einklang zu bringen. Welche Faktoren es für eine optimale Liegebox zu beachten gibt, sehen wir uns jetzt etwas genauer an.

Die optimale Fläche einer Liegebox: Wie groß muss sie sein?

In der Landwirtschaft lernt man nie aus, das gilt insbesondere auch in der Viehhaltung. Empfehlungen, wissenschaftliche Erkenntnisse und gesetzliche Vorgaben unterliegen einem ständigen Wandel. Davon betroffen ist auch die empfohlene Größe von Liegeboxen. Während zum Beispiel vor 25 Jahren mit Beginn der Laufstallhaltung eine Boxenbreite von 1,15 Meter Standard war, wird heute eine Breite von 1,25 bis 1,30 Meter empfohlen.

Aber: Die Breite der Liegeboxen ist nicht alleine ausschlaggebend für die korrekte Liegeposition der Kuh!

Insbesondere die Länge der Liegebox, aber auch ausreichend Kopfraum und ein gut positioniertes Nackensteuer, entscheiden darüber, ob sich eine Kuh gerade oder diagonal ablegt1).

Steht bei gegenständigen Liegeboxen nicht genügend Kopfraum zur Verfügung, neigen vor allem rangniedere Kühe dazu, sich schräg abzulegen, um dem ranghöheren Tier auszuweichen. Auch bei gegenständigen Liegeboxen sollten daher jeder Kuh mindestens 70 Zentimeter für den Kopfschwung zur Verfügung stehen. 

1) Nigel Cook: „Mehr Platz schaffen!”, Elite 5, 2014

TIPP: Eine smarte Lösung ist es, gegenständige Liegeboxen versetzt anzuordnen. So liegen die Tiere nicht direkt gegenüber und es entsteht automatisch mehr Freiraum im Kopfbereich. Für Bestandsställe ist dies eine gute Möglichkeit, um eine zu kurze Liegelänge auszugleichen.

Quelle: Cook, 2014

Die Bugschwelle fördert eine richtige Liegeposition ohne die Kühe zu stören

Die Bugschwelle soll verhindern, dass Kühe zu weit in die Liegebox hineinrutschen und dadurch Probleme beim Aufstehen haben. Die natürlichen Liegepositionen und der Liegerhythmus dürfen dadurch jedoch nicht behindert werden. Sonst kann es sein, dass Einschränkungen beim Liegen das Risiko für Liegeschäden und Klauenerkrankungen erhöhen. Es muss der Kuh also möglich sein, unterschiedliche Liegepositionen nach Belieben einzunehmen.

Durch solche Positions‐ und Gewichtsverlagerungen wird eine optimale Durchblutung der Hautareale unter dem Körper gefördert und die Gelenkgesundheit unterstützt. Ließe man die Kuh selbst entscheiden, würde sie eine Liegebox ganz ohne Bugschwelle bevorzugen2) – unter anderem, weil sie dann das Vorderbein ausstrecken kann.

Eine beliebte Liegeposition, die in der Planung der Box bedacht werden sollte. Die Tiere liegen dann deutlich entspannter, weil sie sich nicht mit Muskelkraft in Brustlage halten müssen. 

Es ist wünschenswert, dass etwa 20 Prozent der Kühe mit nach vorne gestrecktem Bein liegen3).  Ist das Anbringen einer Bugschwelle im Stall erforderlich, muss diese in Form und Ausführung den Bedürfnissen der liegenden Kuh gerecht werden. Starre Bugschwellen sollten nicht höher als 10 bis 12 Zentimeter und oben abgerundet sein. Noch besser sind elastische Bugschwellen: Hier kann die Kuh ihr Vorderbein ungehindert ausstrecken, das Gewicht verlagern, untenliegende Hautareale entlasten und dadurch entspannt liegen. 

2) Tucker et al., 2006: Brisket boards reduce freestall use, J. Dairy Sci. 89:2603–2607

3) B. Benz: „Liegen lassen“, agrarheute RIND 05, 2022

Boxenbügel und Nackensteuer zur Optimierung der Liegeposition

„Weg vom Tier“ lautet das Ziel hinsichtlich der Ausführung von Boxenbügel und Nackensteuer. In der überwiegend eingenommenen Brustlage legen die Kühe das Hinterteil seitlich ab. Deshalb müssen Trennbügel besonders im hinteren Bereich ausreichend Bodenfreiheit aufweisen (mind. 70 Zentimeter).

Die richtige Einstellung des Bügels lässt sich schnell und einfach kontrollieren: blanke Stellen am Metall weisen darauf hin, dass die Kühe zu stark mit den Boxenbügeln in Berührung kommen. 

Bei der Nackensteuerung gibt es auch im Bestandsstall häufig Möglichkeiten, die Positionierung zu verbessern. Hier lohnt es sich, Zeit zu investieren: Das Nackensteuer ist das einzige und wichtigste Steuerelement der Liegebox. Es sollte so positioniert sein, dass die Kuh vor dem Abliegen mit allen vier Beinen entspannt in der Box stehen kann. Die korrekte Einstellung sorgt dafür, dass die hinteren Klauen maximal trocken und sauber stehen – ein wichtiger Faktor hinsichtlich der Klauengesundheit!

Eine tiefe, flexible Nackensteuerung vereint viele Vorteile. Einerseits kann die Kuh entspannt und mit erhobenem Kopf in der Box stehen, andererseits wird sie beim Abliegen sanft begrenzt, um sich nicht zu weit vorne in der Box abzulegen. Beim Aufstehvorgang bekommt die Kuh einen frühen – aber dennoch sanften – Impuls im Nacken, der sie nach hinten wegtreten und bei Bedarf im Laufgang abkoten lässt. 

Kühe sollen bequem in der Box stehen können
Abstand Nackensteuer – Bugschwelle zu gering: Kapalgelenke kollidieren beim Abliegen mit der Bugschwelle
Empfohlener Mindestabstand Nackensteuer – Bugschwelle: 25 – 30 cm 4)

Ebenso wichtig wie die Positionierung und Ausführung des Nackensteuers ist dessen Zusammenspiel mit der Bugschwelle. Die Karpalgelenke der Kuh dürfen beim Abliegen nicht mit der Bugschwelle kollidieren, sonst reagieren die Tiere mit unerwünschten Liegepositionen (zu schräg oder zu weit hinten),  um Schmerzen zu vermeiden. So verschmutzen sowohl die Tiere als auch die Liegeboxen. Die optimal positionierte Bugschwelle muss also mindestens 25, besser 30 Zentimeter4) vor dem Nackensteuer angebracht sein. Dadurch kann man eine deutliche Verbesserung der Liegepositionen erreichen und die Tiergesundheit, insbesondere die Sauberkeit von Tier und Liegebox, fördern. 

4) Landwirtschaftskammer NRW (weitere Abmessungsempfehlungen können je nach Hersteller der Aufstallung variieren)

Fazit: Die korrekte Länge und Ausstattung entscheiden über die Qualität der Liegebox

Besonders das an die natürlichen Bedürfnisse angepasste Platzangebot trägt dazu bei, dass Liegeboxen ihre Funktion erfüllen können. Neben der ausreichend bemessenen Länge der Box sollte eine möglichst sanfte Kuhsteuerung immer das oberste Ziel sein.

Ein korrekt eingestelltes Nackensteuer und eine optimal positionierte Bugschwelle sind dafür besonders wichtige Faktoren. Nur wenn Größe und Ausstattung der Box auf die Kühe abgestimmt sind, können sie den zur Verfügung stehenden Raum gemäß ihrer Bedürfnisse nutzen und möglichst entspannt und ungestört liegen.

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